Digitalisierung und Arbeitskultur: Zwischen Innovation und Burnout Risiko
May 3, 2024

Im Zuge der Digitalisierung und des globalen Wettbewerbs stehen Marketingexperten heute unter einem enormen Druck. Es wird von ihnen erwartet, dass sie konstant hochwertige Ergebnisse liefern, dabei innovativ bleiben und gleichzeitig mit den neuesten Trends Schritt halten. In dieser hochdynamischen Branche hat sich eine Kultur entwickelt, die oft lange Arbeitszeiten und ständige Erreichbarkeit glorifiziert. Doch in jüngster Zeit mehren sich die Stimmen, die darauf hinweisen, dass diese Anforderungen zu einer Zunahme von Burnout-Fällen führen. Gleichzeitig entsteht eine Gegenbewegung, die als "Effort Shaming" bezeichnet wird – eine Tendenz, Menschen für ihr Engagement und ihre Arbeitsbereitschaft zu kritisieren.
Diese Entwicklung wirft wichtige Fragen auf: Wie können wir eine gesunde Arbeitskultur schaffen, die sowohl das mentale Wohlbefinden als auch die individuellen Motivationen der Mitarbeiter berücksichtigt? Es ist eine Gratwanderung, die Unternehmen und Einzelpersonen gleichermaßen betrifft.
Beginnen wir mit der Leidenschaft für die Arbeit. Viele Marketingfachleute, wie die technische SEO-Spezialistin Jo aus Großbritannien, die aus Datenschutzgründen anonym bleiben möchte, arbeiten oft in den Abendstunden oder am Wochenende. Sie tun dies nicht aus Zwang, sondern aus Liebe zu ihrer Arbeit und dem Wunsch, bestimmte Aufgaben in ruhiger Atmosphäre zu erledigen. Doch Jo und andere in ihrer Situation spüren zunehmend den Druck, ihre Arbeitszeiten zu verbergen, da sie befürchten, von ihrem Umfeld für ihre Hingabe verurteilt zu werden.
Diese "Effort Shaming"-Trend scheint auf sozialen Medien immer präsenter zu werden, wo Ratschläge zur Work-Life-Balance und zur Vermeidung von Burnout oft alle zusätzlichen Arbeiten außerhalb der normalen Arbeitszeiten als schädlich darstellen. Dabei wird übersehen, dass Arbeit für viele Menschen mehr als nur ein Job ist. Sie ist eine Quelle der Erfüllung und des Stolzes.
Burnout ist allerdings ein reales und ernstzunehmendes Problem. Die Symptome können von ständiger Müdigkeit und Energiemangel über Zynismus und Isolation bis hin zu verminderter Arbeitsleistung reichen. Es ist von Bedeutung, dass sowohl Individuen als auch Unternehmen lernen, die Anzeichen von Burnout frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen, um dem entgegenzuwirken.
Unternehmenskulturen müssen sich anpassen. Sie sollten ein Umfeld schaffen, das die mentale Gesundheit fördert und gleichzeitig die individuelle Arbeitsweise respektiert. Unternehmen wie das von Simon Rhind-Tutt geleitete Relationship Audits betonen, dass es wichtig ist, Stress zu erkennen und die Arbeitsbelastung, insbesondere bei hybriden Rollen, zu managen. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, ist die Einrichtung von Rollen wie die des Operations Managers, der tiefergehendes Verständnis für den Arbeitsaufwand hat, der notwendig ist, um Ergebnisse zu liefern.
Es ist ebenso entscheidend, dass Mitarbeiter lernen, Burnout bei sich selbst zu erkennen. Dazu gehört ein hohes Maß an Selbstwahrnehmung und die Fähigkeit, ehrlich mit sich selbst und anderen über die eigenen Grenzen zu kommunizieren. Wenn Mitarbeiter Anzeichen von Burnout zeigen, sollten sie ermutigt werden, das Gespräch mit ihren Vorgesetzten zu suchen und Unterstützung zu erhalten.
Darüber hinaus ist es unerlässlich, dass Unternehmen klare Erwartungen an ihre Mitarbeiter kommunizieren und deutlich machen, dass sie nicht verpflichtet sind, außerhalb ihrer vertraglich vereinbarten Arbeitszeiten zu arbeiten. Ein offenes Berichtssystem, in dem Mitarbeiter ohne Angst vor Nachteilen über ihre Arbeitsbelastung sprechen können, kann ebenfalls hilfreich sein.
Die Förderung einer gesünderen Arbeitsumgebung bedeutet auch, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Wünsche der Mitarbeiter anzuerkennen und zu respektieren. Statt "Effort Shaming" zu betreiben, sollten wir Menschen unterstützen, die mit ihrer Arbeit zu kämpfen haben, und diejenigen anerkennen, die mehr leisten wollen. Jeder Mensch ist anders, mit verschiedenen Ambitionen und Zielen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Herausforderung, eine ausgewogene Arbeitsmoral zu fördern und gleichzeitig Burnout zu verhindern, eine gemeinsame Anstrengung von Individuen und Unternehmen erfordert. Es geht darum, Verständnis und Flexibilität zu zeigen und eine Kultur zu schaffen, die sowohl die mentale Gesundheit als auch die individuellen Arbeitspräferenzen und Motivationen wertschätzt. Nur so können wir einen Weg finden, der sowohl der Leidenschaft für die Arbeit als auch dem Bedürfnis nach Erholung und Wohlbefinden gerecht wird.