Europäische Verleger klagen Google wegen Werbepraktiken
February 28, 2024

Im Mittelpunkt eines bedeutenden Rechtsstreits stehen die Werbepraktiken von Google, die laut einer Gruppe europäischer Verleger zu finanziellen Einbußen geführt haben. Eine Klage in Höhe von 2,27 Milliarden US-Dollar wurde von 32 Medienunternehmen eingereicht, die Google vorwerfen, seine marktbeherrschende Stellung missbraucht zu haben, um den Wettbewerb auf dem Markt für digitale Werbung zu beeinträchtigen.
Die betroffenen Verleger, zu denen prominente Namen wie Axel Springer und Schibsted gehören, vertreten Medienhäuser aus einer Vielzahl europäischer Länder, darunter Österreich, Belgien, Bulgarien, die Tschechische Republik, Dänemark, Finnland, Ungarn, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Polen, Spanien und Schweden. Die Klage wurde in den Niederlanden eingereicht, einem Land, das für die Bearbeitung von Schadensersatzansprüchen in Kartellangelegenheiten bekannt ist. Diese Vorgehensweise bietet den Vorteil, dass die Kläger nicht mit unterschiedlichen Rechtsansprüchen in verschiedenen europäischen Ländern konfrontiert werden.
Die Anwälte der Medienunternehmen, Geradin Partners und Stek, argumentieren, dass ihre Mandanten aufgrund eines weniger wettbewerbsfähigen Marktes, der direkt auf das Fehlverhalten von Google zurückzuführen ist, Verluste erlitten haben. Wäre Googles dominante Position nicht missbraucht worden, hätten die Medienunternehmen laut Klage deutlich höhere Werbeeinnahmen erzielt und niedrigere Gebühren für Werbetechnologiedienste bezahlt. Diese Mittel hätten wiederum in die Stärkung der europäischen Medienlandschaft reinvestiert werden können.
Google hingegen bestreitet die Vorwürfe und bezeichnet sie als "spekulativ und opportunistisch". Das Unternehmen betont, konstruktiv mit Verlegern in ganz Europa zu arbeiten und darauf hinzuweisen, dass die eigenen Werbeinstrumente in Partnerschaft mit eben diesen Verlegern angepasst und weiterentwickelt werden.
Der Zeitpunkt der Klage ist bemerkenswert, da sie auf eine Geldbuße von 238 Millionen US-Dollar folgt, die von der französischen Wettbewerbsbehörde gegen Google wegen dessen Werbetechnologiegeschäft im Jahr 2021 verhängt wurde, sowie auf Anklagen der Europäischen Kommission im vergangenen Jahr. Diese Ereignisse werden in der Klageschrift der Medienunternehmen zitiert.
Die Auseinandersetzung zwischen den europäischen Verlegern und Google ist ein weiteres Kapitel in einer Reihe von Rechtsstreitigkeiten, mit denen sich der Tech-Gigant konfrontiert sieht. Google kämpft nicht nur in Europa, sondern auch in den USA gegen rechtliche Herausforderungen, wo das Unternehmen von der US-Justizbehörde verklagt wird.
Die Klage der Verlegergruppe wirft ein Schlaglicht auf die anhaltenden Spannungen zwischen großen Technologieunternehmen und der Medienbranche, die um faire Bedingungen und einen gerechten Anteil an den Werbeeinnahmen ringt. Die Entscheidung, diese Klage in den Niederlanden zu führen, könnte wegweisend für die Handhabung zukünftiger kartellrechtlicher Schadensersatzansprüche in Europa sein.
Es bleibt abzuwarten, wie sich der Rechtsstreit entwickeln wird und welche Auswirkungen er auf die Praktiken im digitalen Werbemarkt haben wird. Dieser Fall könnte weitreichende Folgen für die Beziehung zwischen Medienunternehmen und Werbetechnologieanbietern haben und ist ein deutliches Zeichen dafür, dass Medienhäuser bereit sind, sich gegen die Praktiken von Technologie-Giganten zu wehren.