Google verschiebt erneut das Ende von Drittanbieter-Cookies bis 2025
April 25, 2024

In den letzten Jahren hat sich die Debatte um Datenschutz und Privatsphäre im Internet verschärft. Ein wesentlicher Aspekt dieser Diskussion ist die Verwendung von Cookies, insbesondere von Drittanbieter-Cookies, die zum Tracking von Nutzeraktivitäten über verschiedene Websites hinweg eingesetzt werden. Google, als Entwickler des weitverbreiteten Chrome-Browsers, steht dabei im Zentrum der Aufmerksamkeit. Der Konzern hat nun angekündigt, die geplante Abschaffung von Drittanbieter-Cookies erneut zu verschieben – dieses Mal bis ins Jahr 2025.
Diese Entscheidung ist nicht die erste Verzögerung in diesem Prozess. Ursprünglich war das Ende der Unterstützung von Drittanbieter-Cookies für 2022 vorgesehen. Aufgrund verschiedener Herausforderungen und der Notwendigkeit, Feedback von Branchenakteuren, Regulierungsbehörden und Entwicklern zu berücksichtigen, wurde dieser Zeitplan jedoch wiederholt verschoben.
Der neueste Aufschub wurde im Rahmen des gemeinsamen Quartalsberichts von Google und der britischen Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde (Competition and Markets Authority, CMA) über die Privacy Sandbox-Initiative bekannt gegeben. Die Privacy Sandbox ist ein Vorschlag von Google, der Alternativen zu Drittanbieter-Cookies entwickeln soll, um die Privatsphäre der Nutzer zu schützen, während Werbetreibenden weiterhin die Möglichkeit gegeben wird, relevante Werbung auszuspielen.
Mit der erneuten Verzögerung reagiert Google auf anhaltende Herausforderungen, die sich aus dem Abwägen von divergierendem Feedback der Industrie, von Regulierungsbehörden und Entwicklern ergeben. Google betont die Notwendigkeit, dass die CMA ausreichend Zeit hat, alle Beweise zu prüfen, einschließlich der Ergebnisse von Branchentests, die bis Ende Juni vorgelegt werden sollen.
Die schrittweise Einschränkung des Zugriffs auf Drittanbieter-Cookies, die Google bereits für 1% der globalen Nutzer eingeführt hatte, sollte ursprünglich bis zum dritten Quartal 2024 auf 100% der Nutzer ausgeweitet werden. Der neue Zeitplan gibt nun Websites und Diensten mehr Zeit, sich von der Abhängigkeit von Drittanbieter-Cookies zu lösen und sich auf die Einführung der von Google vorgeschlagenen Privacy Sandbox APIs vorzubereiten.
Die Verzögerungen haben nicht nur Auswirkungen auf die Pläne von Google, sondern auch auf digitale Publisher und Werbetreibende, die sich auf das Tracking durch Drittanbieter-Cookies verlassen. Branchenverbände haben Bedenken geäußert, dass die Einschränkung des Cross-Site-Trackings Websites zu undurchsichtigeren und möglicherweise noch invasiveren Datenschutzpraktiken veranlassen könnte.
Datenschutzbefürworter hingegen sehen die Abschaffung von Drittanbieter-Cookies als einen wichtigen Schritt, um heimliches Profiling von Nutzern im Web zu verhindern. Mit der neuesten Verzögerung haben alle Beteiligten nun mehr Zeit, sich auf den endgültigen Verlust von Drittanbieter-Cookies vorzubereiten und sich mit den vorgeschlagenen Privacy Sandbox APIs vertraut zu machen.
Google bekräftigt sein Engagement, weiterhin eng mit der CMA und dem Information Commissioner’s Office (ICO) zusammenzuarbeiten, um die Diskussionen im Laufe dieses Jahres abzuschließen. Mit dieser Ankündigung markiert Google die dritte Verschiebung seines Plans zur Abschaffung von Drittanbieter-Cookies, was die Herausforderungen beim Übergang weg vom Cross-Site-User-Tracking unter Beibehaltung der Privatsphäre und der Interessen der Werbetreibenden widerspiegelt.
Die Verlängerung des Übergangszeitraums verdeutlicht, dass die Notwendigkeit besteht, eine Balance zwischen den kommerziellen Interessen der Werbeindustrie und den Datenschutzanforderungen zu finden. In der Zwischenzeit bietet Google ein begrenztes Programm für "Deprecation Trials" an, das temporäre Cookie-Zugriffserweiterungen bis zum 27. Dezember 2024 für nicht werbebezogene Anwendungsfälle ermöglicht, die direkte Auswirkungen auf Nutzer und funktionale Probleme nachweisen können.
Während die Verzögerung die Übergangszeit erleichtert, sind die Regeln für die Teilnahme an den Trials streng. Dienste, die mit Werbung in Verbindung stehen, sind von der Teilnahme ausgeschlossen, und Ursprünge, die bekannten werbebezogenen Domains entsprechen, werden abgelehnt. Google betont, dass das Programm darauf abzielt, funktionelle Probleme anzugehen und nicht dazu dient, allgemeine Unannehmlichkeiten bei der Datensammlung zu lindern.
Publisher und Werbetreibende müssen sich also weiterhin auf eine Zukunft ohne Drittanbieter-Cookies einstellen und sich mit den von Google vorgeschlagenen Alternativen auseinandersetzen. Die wiederholten Verzögerungen unterstreichen das Potenzial für Störungen im digitalen Verlagswesen und in der Werbebranche, die sich auf Drittanbieter-Cookie-Tracking verlassen. Dabei bleibt die Herausforderung bestehen, eine zufriedenstellende Lösung zu finden, die sowohl den Datenschutzanforderungen als auch den kommerziellen Bedürfnissen gerecht wird.