Googles Balanceakt zwischen Suchqualität und kommerziellen Interessen
April 29, 2024

Die Vorwürfe gegenüber Google in Bezug auf eine vermeintliche Verschlechterung der Suchergebnisse haben in den letzten Wochen für rege Diskussionen gesorgt. Im Zentrum der Kritik stand die Behauptung, Google habe bewusst die Qualität der organischen Suchergebnisse reduziert, um die Klickrate auf bezahlte Anzeigen, also Google Ads, zu steigern. Einem Blogbeitrag zufolge soll das Unternehmen bei einem Core Update im März 2019 sogar bewährte Verbesserungen früherer Updates rückgängig gemacht haben.
In einer direkten Reaktion wies Google diese Vorwürfe entschieden zurück. Ein Sprecher des Unternehmens, Barry Schwartz, betonte in einem Tweet, dass das Core Update vom März 2019 tatsächlich auf eine Verbesserung der Suchergebnisse abzielte. Die Trennung zwischen organischer Suche und Google Ads sei strikt, eine Behauptung, die Google bereits in der Vergangenheit mehrfach hervorgehoben hat. So sei es unzutreffend zu behaupten, dass das Update zum Ziel gehabt habe, frühere Qualitätsverbesserungen und Schutzmaßnahmen gegen Spam zurückzunehmen.
Um seine Position weiter zu stärken, zog Google Aussagen des ehemaligen Heads of Search, Ben Gomes, heran, die dieser im Rahmen eines Gerichtsverfahrens getätigt hatte. Gomes erläuterte die Problematik, die Anzahl von Suchanfragen als Qualitätsindikator heranzuziehen, und betonte, dass Änderungen, die für Nutzer von Vorteil sind, auch die Anzahl der Suchanfragen reduzieren können. Die Steigerung der Suchnutzung und die Erfüllung von Nutzerbedürfnissen müssen dabei nicht zwangsläufig im Widerspruch zueinanderstehen. Er wies auch die Vorstellung zurück, dass es möglich sei, die Anzahl der Suchanfragen zu erhöhen, ohne die Qualität der Suche zu verbessern.
Jerry Dischler, der frühere Head of Google Ads, ergänzte, dass das Suche-Team die Einnahmen durch Google Ads lediglich dadurch beeinflusse, dass es dem Google Ads Team mitteile, an welchen Entwicklungen es gerade arbeite. Es bestünde keine Nutzung von Daten des Ads-Teams durch das Suche-Team, und beide Teams agierten unabhängig voneinander.
Trotz dieser Entgegnungen bleibt ein Beweis oder eine Widerlegung der Vorwürfe schwierig. Google steht unter Beobachtung und kann es sich kaum erlauben, in den Verdacht zu geraten, die Qualität der Suchergebnisse zugunsten finanzieller Interessen zu beeinträchtigen.
Neben dieser Auseinandersetzung mit den Vorwürfen hat Google auch in anderen Bereichen auf Kritik reagiert. Beispielsweise hat das Unternehmen seine Dokumentation zu den sogenannten Top Ads überarbeitet und erklärt, dass diese nun auch unterhalb von organischen Suchergebnissen erscheinen können. Darüber hinaus plant Google eine nahtlose Integration von Ads in die KI-Antworten der neuen Suche. Dies könnte sowohl die Umstellung der Suche beschleunigen als auch neue Fragen in Bezug auf die Qualität und Unabhängigkeit der Suchergebnisse aufwerfen.
Auch im Umgang mit Spam und minderwertigen Inhalten zeigt sich Google aktiv. Nachdem am 6. März zahlreiche Websites aufgrund von Spam manuelle Maßnahmen durch Google erfahren hatten und aus den Suchergebnissen verschwunden waren, wurde ein Zusammenhang mit den neuen Spam-Richtlinien von Google deutlich. Diese Entwicklungen unterstreichen die Anstrengungen des Unternehmens, die Qualität der Suchergebnisse zu bewahren und zu verbessern.
Insgesamt zeigt sich, dass Google die Qualität seiner Suchergebnisse ernst nimmt und aktiv gegen Vorwürfe und tatsächliche Qualitätsprobleme vorgeht. Ob die Maßnahmen ausreichen und wie sich die Integration von KI und Ads auf die Zukunft der Suche auswirken wird, bleibt jedoch abzuwarten. Es ist eine fortlaufende Beobachtung und Bewertung der Situation durch Experten und Nutzer gleichermaßen erforderlich, um sicherzustellen, dass die Suchergebnisse weiterhin den Anforderungen und Bedürfnissen der Nutzer entsprechen.