Pinterests Neuausrichtung: Qualität vor Quantität im Fokus der Inhaltempfehlungen
March 28, 2024

Pinterest, eine beliebte Plattform für visuelle Entdeckungen und Inspiration, steht vor einer bedeutenden Veränderung in der Art und Weise, wie Inhalte auf der Plattform gerankt und empfohlen werden. Bisher war die Sichtbarkeit von Inhalten stark abhängig von direkten Nutzerinteraktionen, wie Likes, Repins und Kommentaren. Doch das Unternehmen hat erkannt, dass diese Fokussierung auf Engagement-Signale zu einer schlechteren Nutzererfahrung führen kann, da Inhalte, die polarisieren oder kontrovers sind, oft mehr Engagement generieren – auch wenn sie nicht unbedingt qualitativ hochwertig oder sogar schädlich sein können. In einem Schritt hin zu einer umfassenderen und qualitativeren Inhaltsempfehlung hat Pinterest deshalb einen neuen Ansatz vorgestellt, der sich auf Nicht-Engagement-Signale konzentriert.
Diese Nicht-Engagement-Signale umfassen Rückmeldungen aus In-App-Umfragen, bei denen Nutzer direkt Feedback zur Plattform geben können. Hier kann beispielsweise Pinterest Umfragen innerhalb der App durchführen, um Einblicke in die Nutzererfahrungen zu gewinnen. Eine weitere Quelle für Nicht-Engagement-Signale ist die unabhängige Bewertung der Inhaltsqualität, die in der Regel durch manuelles Labeling generiert wird. Diese Signale ermöglichen es Pinterest, seine Werte wie Inklusivität zu verfolgen, indem etwa Inhalte priorisiert werden, die den spezifischen Präferenzen der Nutzer in Bezug auf Körpertyp, Haarmuster oder Hautfarbe entsprechen.
In Zusammenarbeit mit der University of California, Berkeley und dem Integrity Institute hat Pinterest den "Field Guide to Non-Engagement Signals" erstellt. Ziel dieses Leitfadens ist es, anderen Plattformen zu helfen, langfristig bessere Nutzererfahrungen zu schaffen. Der Leitfaden soll Plattformen dabei unterstützen, informierte Entscheidungen über die Nutzung von Nicht-Engagement-Signalen zu treffen, ohne ihnen vorzuschreiben, was sie tun sollen. Der Leitfaden bietet praktische Anwendungen für die Produktentwicklung, einschließlich der Abstimmung auf emotionales Wohlbefinden, der Nutzung von Generative AI, um Inhaltsqualitätssignale zu skalieren, und der Verbesserung der Nutzerbindung.
Laut Leif Sigerson, Senior Data Scientist bei Pinterest, und Wendy Matheny, Senior Lead Public Policy Manager, ist das Nutzerengagement ein entscheidendes Signal, das von Pinterest und anderen Online-Plattformen verwendet wird, um zu bestimmen, welche Inhalte den Nutzern gezeigt werden. Die Optimierung rein auf Nutzerengagement kann jedoch Inhalte hervorbringen, die von geringer Qualität sind oder sogar schädlich sein können. Bill Ready, CEO von Pinterest, erklärte, dass der Fokus auf Content-Ranking nicht zu einer "Schaulust" führen darf, der man nicht widerstehen kann. Nicht-Engagement-Signale sind daher ein wesentlicher Bestandteil, um sicherzustellen, dass die Optimierung nicht zu diesem unerwünschten Ergebnis führt.
Die Nicht-Engagement-Signale bieten auch die Möglichkeit, auf eine diversifizierte Art von Nutzerinteraktion zu setzen, die ein effektives Qualitätsmerkmal sein kann. Plattformen, die diese Signale berücksichtigen, können damit rechnen, dass ihre kurzfristige Nutzerbindung und Metriken möglicherweise beeinträchtigt werden, da beispielsweise Clickbait-Inhalte entfernt werden. Langfristig jedoch kann eine solche Strategie die Nutzerbindung und -erfahrung verbessern.
Um die neuen Signale effektiv in die Praxis umzusetzen, führt Pinterest Umfragen durch, um direktes Feedback zu sammeln, das über reine Engagement-Metriken hinausgeht. Diese Feedbacks, die in den Engagement-Berichten nicht unbedingt reflektiert werden, können die gesamte Herangehensweise der Plattform ändern, indem sie nuanciertere Einblicke darüber geben, was die Nutzer sehen wollen und was nicht. Zusätzlich zur manuellen Kennzeichnung von Inhalten, die bedeutende Arbeitsaufwände erfordert, betont Pinterest die Bedeutung der Nicht-Engagement-Signale für die Verbesserung der Nutzererfahrung und der Anpassung der Feeds jedes Einzelnen.
Trotz der Herausforderungen, beispielsweise der Bedarf an gründlichen Tests und einer gewissen Fehlertoleranz bei der Optimierung auf emotionales Wohlbefinden, zeigt Pinterest, dass die Konzentration auf diese Elemente langfristig zu einer stärkeren Nutzerbindung führen kann.
Die "Field Guide to Non-Engagement Signals" kann hier eingesehen werden.