TikTok unter politischem Druck: Verkauf oder Verbot in den USA?

March 6, 2024

In den Vereinigten Staaten steht die beliebte Kurzvideo-App TikTok erneut im Mittelpunkt politischer Diskussionen. Eine überparteiliche Gruppe von US-Senatoren hat Gesetzgebungsentwürfe vorgelegt, die das Mutterunternehmen ByteDance dazu auffordern, die App innerhalb von sechs Monaten zu verkaufen, oder sich einem potenziellen Verbot in den USA gegenüberzusehen. Diese Entwicklung wirft erneut Fragen zum Thema Datenschutz und nationale Sicherheit auf und betrifft nicht nur die rund 150 Millionen amerikanischen Nutzer der Plattform, sondern auch Werbetreibende und Unternehmen, die TikTok als Marketingkanal nutzen. Die Gesetzesinitiative erfolgt vor dem Hintergrund von Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit und des Einflusses fremder Mächte auf US-Bürger. Die chinesische Herkunft von ByteDance und die damit verbundenen gesetzlichen Rahmenbedingungen in China, die Unternehmen zur Herausgabe von Nutzerdaten verpflichten könnten, sind der Hauptgrund für das Misstrauen der US-Gesetzgeber. Mike Gallagher, der republikanische Vorsitzende des China-Ausschusses im Repräsentantenhaus, unterstrich die Ernsthaftigkeit dieser Angelegenheit mit seiner Aussage, dass die chinesische Regierung kein Geschäft damit haben sollte, eine dominierende Medienplattform in den USA zu kontrollieren. Die Gesetzgeber signalisieren, dass sie eine klare Trennung von ByteDance und TikTok sehen wollen, um die nationalen Sicherheitsinteressen zu wahren. Im Falle einer Verabschiedung des Gesetzes würde ByteDance 165 Tage Zeit haben, sich von TikTok zu trennen. Sollte das Unternehmen dieser Aufforderung nicht nachkommen, würde es für App Stores wie die von Apple und Google illegal werden, TikTok anzubieten. Ebenso wäre es nicht mehr gestattet, Webhosting-Dienste für von ByteDance kontrollierte Apps bereitzustellen. TikTok selbst hat in der Vergangenheit immer wieder betont, unabhängig von ByteDance zu operieren und Maßnahmen zum Schutz der Daten amerikanischer Nutzer vor unbefugtem ausländischen Zugriff zu ergreifen. Das Unternehmen wies darauf hin, dass sie die Sicherheit, insbesondere die von Jugendlichen, als oberste Priorität betrachten und sich weiterhin für freie Meinungsäußerung und Transparenz einsetzen. TikTok versprach, unabhängige Drittmonitore Zugang zu gewähren, um ihre Verpflichtungen zu überwachen und einzuhalten. Dennoch bleibt die Frage offen, wie wirksam diese Maßnahmen sind und inwieweit sie die Bedenken der US-Regierung und der Sicherheitsbehörden ausräumen können. Es ist ein komplexes Thema, das sowohl rechtliche als auch politische Herausforderungen mit sich bringt. Ein Verbot von TikTok in den USA hätte weitreichende Konsequenzen. Für Werbetreibende, insbesondere jene, die sich auf die Generation Z konzentrieren, wäre das Fehlen von TikTok als Werbeplattform ein schwerer Schlag. Die Generation Z bevorzugt TikTok gegenüber Plattformen wie Google, was TikTok zu einem entscheidenden Kanal für Werbetreibende macht, die diese Zielgruppe erreichen möchten. Das Weiße Haus hat sich positiv zu dem Gesetzesentwurf geäußert und dies als wichtigen Schritt bezeichnet. Es ist jedoch noch unklar, wie sich die Debatte entwickeln wird und ob die Gesetzgebung genug Unterstützung im Kongress finden wird, um in Kraft zu treten. Die Diskussion um TikTok und die damit verbundenen Sicherheitsbedenken ist nicht neu. Bereits in der Vergangenheit gab es ähnliche Vorstöße, die allerdings aufgrund von rechtlichen Herausforderungen und intensivem Lobbying von TikTok nicht umgesetzt wurden. Auch die Tatsache, dass ein US-Gericht Ende November ein erstes staatliches Verbot von TikTok in Montana blockierte, weil es die Redefreiheitsrechte der Nutzer verletze, zeigt, wie komplex die rechtliche Lage ist. Die Entwicklung dieser Thematik ist ein wichtiges Beispiel dafür, wie die globale Vernetzung und das Aufkommen digitaler Plattformen neue Herausforderungen für die Gesetzgebung und den Schutz nationaler Interessen darstellen. Das Schicksal von TikTok in den USA wird nicht nur für das Unternehmen selbst, sondern auch für die Nutzer, Werbetreibende und die breitere digitale Landschaft von Bedeutung sein.