Von HARO zu Connectively: Die Evolution digitaler PR-Tools und ihre Herausforderungen
April 17, 2024

Im Wandel der digitalen Kommunikation und des Marketings haben sich viele Instrumente etabliert, um Marken sichtbarer zu machen und hochwertigen Traffic auf ihre Websites zu lenken. Eines dieser Instrumente war lange Zeit HARO (Help A Reporter Out), eine Plattform, die Journalisten und Quellen zusammenbrachte, um qualitativ hochwertige Inhalte zu erzeugen und gleichzeitig Möglichkeiten für Linkaufbau zu bieten. HARO galt als Geheimtipp für SEO-Experten und PR-Profis, doch in den letzten Jahren hat sich das Blatt gewendet. Die Plattform, die einst als wertvolle Ressource für die Verbindung von Medien und Experten diente, hat ihre Relevanz verloren.
HARO, das einst als Lösung für kleinere Unternehmen im Portfolio von Cision, einem führenden Anbieter von Unternehmenskommunikationslösungen, galt, war ein einfaches Konzept: Journalisten benötigen Quellen für die Themen, über die sie schreiben, und suchten Expertise von entsprechenden Anbietern. Startups konnten tägliche E-Mail-Benachrichtigungen über diese Journalistenanfragen erhalten und mit 50 bis 100 Wörtern zu ihrem Fachwissen antworten, um die Chance auf eine Erwähnung in der Presse zu erhöhen.
Doch mit der Zeit wurde die Plattform vernachlässigt und überwacht, sodass sie mit Spam überflutet wurde. Anfragen von Journalisten kamen immer seltener von tatsächlichen Medienvertretern, sondern häufiger von SEO-Spezialisten, die unter Druck standen, Inhalte für Google zu produzieren. Die Antworten kamen nicht mehr von echten Unternehmern, sondern von "Outreach-Spezialisten", die mit AI-generierten Antworten auf der Jagd nach Backlinks waren. Diese Entwicklung hatte nichts mehr mit professionellen Public Relations zu tun.
Diese Entwicklung wurde durch Experimente wie Fake News 3.0 von der IT-Trainingsfirma tectrain aus der Schweiz noch deutlicher. Selman Seref, der Leiter des Digitalbereichs bei tectrain, erstellte einen automatisierten Fake News Bot mit GPT und fütterte ihn in die HARO-Anfragen ein. Die von ChatGPT generierten und automatisch gesendeten Expertenmeinungen wurden von den Empfängern ohne weitere Verifizierung zur Veröffentlichung bereitgestellt.
Die Folge war, dass HARO als Plattform für die Medienansprache zunehmend an Bedeutung verlor und zur Zeitverschwendung für Unternehmer wurde, die ernsthaft daran interessiert waren, Medienbeziehungen aufzubauen. Cision kündigte schließlich den Umzug zu einer neuen App namens Connectively an. Doch auch hier scheint die Zukunft ungewiss zu sein, da Cision die Medienbeziehungen von Startups und Kreativen anscheinend nicht ernst nimmt – zumindest nicht, solange nicht so viel Geld wie mit ihren Unternehmenslösungen zu verdienen ist.
Der Rat an Startups lautet daher: Statt auf sogenannte Outreach-Spezialisten zu setzen, die sich oft mit vollautomatisierten AI-Lösungen vermarkten, sollte man auf Authentizität setzen. Das Einholen von Backlinks sollte nicht das Hauptziel sein. Echte Berichterstattung und eine Empfehlung von Dritten sind wesentlich wertvoller, erfordern jedoch Zeit und echtes Fachwissen, das Journalisten bereitstellen können.
Die Lehren aus der Entwicklung von HARO und ähnlichen Plattformen sind klar: Automatisierung und KI können zwar hilfreiche Werkzeuge sein, aber sie ersetzen nicht die authentische menschliche Interaktion und kritische Überprüfung, die im Journalismus und in der PR essentiell sind. Es ist wichtiger denn je, nicht alles blind zu glauben, was man liest oder hört, egal wie authentisch es erscheint. Informationen sollten verifiziert, Quellen gegengeprüft und die Glaubwürdigkeit dieser Quellen hinterfragt werden.
Die Zukunft der Medienarbeit und des Linkaufbaus liegt daher in innovativeren Ansätzen und direkterer Kommunikation mit Experten und Journalisten. Werkzeuge wie der Content Explorer können dabei helfen, Experten zu finden, die bereits umfangreich über ein Thema geschrieben haben. Soziale Medien können genutzt werden, um direkt mit der Zielgruppe in Kontakt zu treten und ihre Einsichten zu gewinnen. Dies sind schnellere und authentischere Methoden als die Nutzung veralteter Plattformen wie HARO, die ihre Effektivität und Glaubwürdigkeit eingebüßt haben.